Zusammensetzung
Wirkstoff: Lysin-acetylsalicylat.
Hilfsstoff: Glyzin (Aminoessigsäure) 100 mg pro vitro.
Solvant: Wasser zur Herstellung der Injektionslösung 5 ml.
Galenische Form und Wirkstoffmenge pro Einheit
Pulver und Lösungsmittel zur Zubereitung einer Injektionslösung.
1 Stechampulle mit Pulver enthält als Trockensubstanz:
Lysin-acetylsalicylat 900 mg (entsprechend Acetylsalicylsäure 500 mg).
Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten
Behandlung akuter mittlerer bis schwerer Schmerzzustände, wenn eine orale Verabreichung nicht möglich ist.
Dosierung/Anwendung
Unmittelbar vor der Anwendung wird der Inhalt einer Stechampulle in 5 ml Lösungsmittel aus der Brechampulle gelöst.
Die Verabreichung kann entweder unmittelbar i.v. oder über eine Trägerlösung erfolgen (Natriumchlorid, Glucose oder Sorbitol).
Der Zeitabstand zwischen den einzelnen Gaben sollte 4 bis 8 Stunden betragen.
Bei Erwachsenen: 500 mg AAS pro Injektion dreimal täglich;
Maximaldosis: 3 g pro Tag.
Bei ausgeprägten Schmerzzuständen empfiehlt sich die unmittelbare i.v.-Verabreichung des in 10 ml Aqua bidest. pro inject. zu lösenden Inhalts zweier Stechampullen.
Ältere Menschen: Die Maximaldosis von 2 g ASS pro Tag darf nicht überschritten werden.
Pädiatrie
Nicht für Kinder unter 12 Jahren verwenden.
Kontraindikationen
Überempfindlichkeit gegenüber Acetylsalicylsäure, Salicylaten und/oder sonstigen nichtsteroidalen entzündungshemmenden (antirheumatischen) Mitteln oder einem der Hilfsstoffe.
Durch die Einnahme von Salicylaten oder verwandten Wirkstoffen, insbesondere NSAR, ausgelöstes Asthma in der Anamnese.
Sich entwickelndes Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür oder Blutungen des Verdauungstrakts.
Jede angeborene oder erworbene Störung der Blutgerinnung.
Schwere Leberinsuffizienz.
Schwere Niereninsuffizienz.
Bei nicht eingestellter schwerer Herzinsuffizienz oder Einnahme von Methotrexat in Dosierungen über 20 mg pro Woche sind Dosierungen von 500 mg ASS oder mehr pro Einnahme kontraindiziert.
Letzte drei Monate der Schwangerschaft.
Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen
Es stehen nicht genügend Daten zur Bioverfügbarkeit des Produktes zur Verfügung, damit man es in erhöhten Dosen als Antirheumatikum einsetzen könnte.
Wie bei jeder Behandlung mit Acetylsalicylsäureprodukten ist Vorsicht geboten insbesondere bei Störungen der Leber- bzw. Nierenfunktion; bei Asthma bronchiale bzw. allgemeiner Veranlagung zu Überempfindlichkeitsreaktionen; bei Behandlung mit Antikoagulanzien; Zuständen, die ein erhöhtes Risiko von Blutungen bergen (z.B. Menstruationsstörungen, Verletzungen); chronischen bzw. rezidivierenden Störungen des Magen-/Zwölffingerdarmtrakts; Nasenpolypen; hereditärem Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel.
Von der Verabreichung von Salicylatprodukten bei Gicht ist abzuraten. ASS hemmt die Ausscheidung von Harnsäure und erhöht dadurch den Harnsäurespiegel.
Kinder und Jugendliche dürfen bei Fieber und/oder viralen Erkrankungen (insbesondere bei einer Varizelleninfektion oder bei grippeähnlichen Erkrankungen) Aspégic nur auf ärztliche Verschreibung und nur als Mittel der zweiten Wahl einnehmen (wegen des möglichen Auftretens des Reye-Syndroms, einer lebensbedrohlichen Encephalopathie mit den Leitsymptomen starkes Erbrechen, Bewusstseinsstörungen, Leberfunktionsstörungen). Jedoch, Aspégic Inject 0,5 g darf nicht an Kinder unter 12 Jahren verabreicht werden (siehe Rubrik «Dosierung/Anwendung»).
Generell kann die langfristige Einnahme von Analgetika, insbesondere die Kombination mehrerer analgetischer Wirkstoffe, zu einer irreversiblen Schädigung der Nieren bis hin zum Nierenversagen führen (Analgetika-Nephropathie).
Interaktionen
Die Verwendung mehrerer Thrombozytenaggregationshemmer erhöht das Blutungsrisiko. Das gilt auch für die Kombination mit Heparin und verwandten Wirkstoffen, oralen Antikoagulanzien und anderen Thrombolytika.
Steigerung der Wirkung von oralen Antidiabetika, Barbituraten, Lithium-Präparaten, Sulfonamiden und des Triiodthyronins.
Erhöhung der Konzentration des Phenytoins und des Valproates im Plasma.
Steigerung der Wirkung und der Nebenwirkungen sämtlicher nichtsteroidaler Antirheumatika.
Steigerung der Methotrexat-Konzentration im Plasma (durch verminderte Ausscheidung und Verdrängung aus der Plasmaproteinbindung), was zu stärkeren Nebenwirkungen von Methotrexat und insbesondere einer Erhöhung der hämatologischen Toxizität führt (siehe Abschnitt «Kontraindikationen»).
Minderung der Wirkung von Aldosteron-Antagonisten (z.B. Spironolacton), von Schleifendiuretika, von Harnsäureausscheidung erhöhenden Mitteln (z.B. Probenizid, Sulfinpyrazon).
Verlängerung der plasmatischen Halbwertszeit von Penicillinen.
In Verbindung mit Corticosteroiden gesteigertes Risiko von Magenblutungen.
Hypoglykämie und Störungen des Säure-Base-Stoffwechsels können in Kombination mit bestimmten Antidiabetika auftreten.
Experimentelle Daten lassen darauf schliessen, dass Ibuprofen die Wirkung einer niedrigen Dosis ASS auf die Thrombozytenaggregation hemmen kann, wenn die Wirkstoffe gleichzeitig eingenommen werden.
Da jedoch nur beschränkte Daten vorliegen und nicht sicher ist, ob die ex-vivo-Daten auf die klinische Situation übertragen werden können, erscheint eine klinische Bedeutung dieser Wechselwirkung bei gelegentlicher Einnahme unwahrscheinlich, kann jedoch für die regelmässige Einnahme von Ibuprofen nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden.
Schwangerschaft/Stillzeit
Tierexperimentelle Studien haben Nebenwirkungen für den Fötus (Teratogenität) gezeigt. Es liegen keine kontrollierten Studien an Frauen vor. Jedoch auf der Basis von mehreren Untersuchungen, insbesondere eine prospektive nicht kontrollierte Untersuchung über eine grosse Zahl von Frauen, konnte keine teratogene Wirkung infolge einer Behandlung mit Acetylsalicylsäure im 1. Schwangerschaftstrimester nachgewiesen worden. Es gibt wenige Daten für die chronische Behandlung. Als Vorsichtsmssnahme dürfte eine Behandlung während der ersten beiden Schwangerschaftstrimester verschrieben werden, nur wenn die Angabe zwingend ist.
Im Laufe des dritten Trimesters ist die Einnahme von Aspégic in Anbetracht der Blutungsrisiken und der möglichen Verlängerung der Schwangerschaft und aufgrund einer möglichen kardiopulmonalen (Lungenbluthochdruck durch verfrühten Arterienkanalverschluss) und renalen Toxizität für den Fötus und am Ende der Schwangerschaft wegen eines Verlängerungsrisikos der Blutungszeit für die Mutter und das Kind kontraindiziert.
Stillzeit
Salicylate gehen in die Muttermilch über. Die Salicylatkonzentration in der Muttermilch entspricht der Konzentration im mütterlichen Plasma oder liegt darüber. Bei einer kurzzeitigen Verabreichung (wenige Tage) in den therapeutisch üblichen Dosen ist eine Schädigung des Säuglings wenig wahrscheinlich. Bei einer längerfristigen Verwendung wird empfohlen, nicht weiter zu stillen.
Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen
Es liegen keine Studien vor.
Unerwünschte Wirkungen
Verlängerte Blutungszeit (diese Wirkung bleibt bis zu 4 bis 8 Tage nach Absetzen von Lysin-Acetylsalicylsäure bestehen), hämorrhagische Syndrome (Epistaxis, Zahnfleischblutungen, Purpura).
Selten: Eisenmangelanämie durch okkulte Blutungen, Thrombozytopenie, Agranulozytose, Panzytopenie, Leukopenie, aplastische Anämie.
Störungen des Immunsystems:
Gelegentlich: Auftreten von Asthma.
Selten: Überempfindlichkeitsreaktionen in Form von erythematösen/ekzematösen Hautausschlägen, Urtikaria, Rhinitis, Bronchialkrämpfen, angioneurotischen Ödemen, anaphylaktischem Schock.
Schwere Hautreaktionen, in sehr seltenen Fällen bis hin zu exsudativ multiformem Erythem, Stevens-Johnson-Syndrom und einer toxischen Nekrolyse der Epidermis.
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen
Selten: Hypoglykämie und Störungen des Säure-Base-Stoffwechsels bei Überdosierung.
Störungen des Nervensystems
Selten: Kopfschmerz, Schwindel, Ohrensausen, Sehstörungen, verminderte Hörschärfe, Verwirrungszustände. Diese Symptome deuten zumeist auf eine Überdosierung hin.
Gastrointestinale Störungen
Häufig: Mikroblutungen, Magenkrämpfe.
Gelegentlich: Dyspepsie, Übelkeit, Erbrechen.
Selten: Blutungen und Ulzera des Magen-Darm-Trakts.
Sehr selten: Perforation von Magen- und Zwölffingerdarm-Ulzera.
Hepatobiliäre Störungen
Selten: Störungen der Leberfunktion, in den meisten Fällen beschränkt auf eine Erhöhung der Transaminasen, die im Allgemeinen bei einer Dosisverminderung bzw. beim Absetzen des Medikaments wieder zurückgehen, in sehr seltenen Fällen jedoch auch zum Tod führen können. Die Schädigung scheint dosisabhängig zu sein und betrifft vor allem die hepatozelluläre Ebene.
Störungen der Nieren und Harnwege
Selten: Störungen der Nierenfunktion.
Andere
Sehr selten: Reye Syndrom (siehe Rubrik «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen».
Überdosierung
Intoxikationen sind insbesondere bei älteren Patienten zu erwarten.
Schwere Intoxikationen entwickeln sich unter Umständen langsam, d.h. über einen Zeitraum von 12 bis 24 Stunden nach Verabreichung. Bei oraler Zuführung von bis zu 150 mg AAS/kg Körpergewicht sind leichte, bei Dosen von mehr als 300 mg/kg Körpergewicht schwere Vergiftungserscheinungen zu erwarten.
Symptome
Mässige Überdosierung: Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Schwindel, Ohrensausen, Hörstörungen.
Schwere Überdosierung: Zittern, Verwirrungszustände, Hyperthermie, Hyperventilation, Störungen des Säure-Base- und des Elektrolytgleichgewichts, schwere Dehydrierung, Hypoglykämie, Koma, Atembeschwerden, Herz-Kreislauf-Kollaps.
Behandlung
Bei einer schweren, lebensgefährlichen Intoxikation müssen unverzüglich die notwendigen Massnahmen ergriffen und der Transport in eine Spezialklinik organisiert werden.
Verhinderung bzw. Verminderung der Resorption: Magenspülung bei rasch erkannten Fällen (bis zu einer Stunde nach Einnahme), Aktivkohle (wiederholte Gabe). Überwachung und Korrektur des Säure-Basen-Gleichgewichts.
Glucosezufuhr.
Natriumhydrogencarbonat zum Ausgleich der Acidose und zur beschleunigten Ausscheidung (pH-Wert des Harns >8, alkalische Diurese).
Glycin: Orale Gabe von zunächst 8 g, danach alle zwei Stunden 4 g über 16 Stunden.
Bei einer schweren Intoxikation eventuell Hämoperfusion oder Hämodialyse (weitere Auskünfte erteilt das Schweizer Toxikologische Informationszentrum STIZ).
Eigenschaften/Wirkungen
ATC-Code: N02BA01
Da Lysin-acetylsalicylat (LAS) im Plasma in Lysin und Acetylsalicylsäure (AAS) gespalten wird, besitzt es die schmerzstillenden Eigenschaften der Letztgenannten.
Acetylsalicylsäure stellt den Essigester der Salicylsäure dar und gehört als Salicylat-Vertreter zur Familie der sauren, nichtsteroidalen analgetischen und entzündungshemmenden Therapeutika.
Die analgetische Wirksamkeit beruht auf der irreversiblen Inhibition der Cyclooxygenase, die eine Hemmung der Prostaglandinsynthese zur Folge hat, die bei der Entstehung von Schmerzen eine Rolle spielt. ASS hemmt auch die Thrombozytenaggregation, indem die Thromboxan-A2-Synthese in den Thrombozyten blockiert wird.
Der antipyretische Effekt rührt aus der unmittelbaren Einwirkung auf das Temperaturregelungszentrum im Hypothalamus, die eine Weitung der Gefässe mit Schweissbildung und damit einen Wärmeverlust nach sich zieht. Zugleich wird wahrscheinlich auch die Synthese von Prostaglandin eingeschränkt, das als Transmitter für die endogen fieberverursachenden Prozesse im Hypothalamus fungiert.
Dank seiner Löslichkeit kann man ASL auch als Injektionslösung erhalten.
Aspégic enthält kein Natrium und kann deshalb auch bei salzarmer Diät eingesetzt werden.
Pharmakokinetik
Ein erhöhter Salicylatspiegel lässt sich rasch intravenös herbeiführen (15 Minuten nach Injektion von 1,8 g Lysin-acetylsalicylat beträgt der Wert 220 mg/l). Nach 6 Stunden beträgt die Konzentration noch immer 120 mg/l.
Distribution
Das im Plasma befindliche Salicylat ist zum grossen Teil (50–90%) an Plasmaproteine gebunden und verteilt sich rasch im gesamten Gewebe. Es überwindet die Plazentaschranke und geht in die Muttermilch über.
Metabolismus
Salicylate werden in der Leber (durch Adduktbildung und Hydroxylierung) zu inaktiven Stoffwechselprodukten umgesetzt.
Die wichtigsten aus Salicylsäure (AS) hervorgehenden Metaboliten sind: das Salicylsäure-Glycin-Addukt, der Glucoronether und -ester der AS, die aus der Oxidation der AS hervorgehende Gentisinsäure sowie deren Glycin-Addukt.
Elimination
Salicylsäure und deren Metaboliten werden über die Nieren (90% der Dosis) ausgeschieden. Die Eliminations-Halbwertszeit der Acetylsalicylsäure beträgt 10 bis 20 Minuten, die der Salicylate liegt bei über drei Stunden und ist aufgrund der Sättigung des hepatischen Hydrolysemechanismus dosisabhängig. Die Clearance nimmt mit dem pH-Wert des Harns zu.
Kinetik bei bestimmten Patientengruppen
Bei eingeschränkter Leberfunktion kann es aufgrund einer verzögerten Biotransformation zu einem verlangsamten Abbau von ASS zu Salicylsäure kommen. Bei eingeschränkter Nierenfunktion können die inaktiven Konjugate der Salicylsäure kumulieren, während der Abbau der Salicylsäure im Plasma nicht beeinträchtigt wird.
Präklinische Daten
In Tierversuchen wurden Nierenschädigungen beobachtet.
Mutagenität und Karzinogenität: Zahlreiche präklinische in vitro als auch in vivo Studien wurden mit Acetylsalicylsäure oder dem Säure-Korrespondent vom Lysin-Salz durchgeführt, ohne dass ein mutagenes Potential vermutet werden konnte. Langfristige Studien bei Ratten und Mäusen konnten ebenfalls kein karzinogenes Potenzial für diesen Wirkstoff nachweisen.
Bei mehreren Arten wurden teratogene Wirkungen festgestellt.
Sonstige Hinweise
Dieses Arzneimittel darf nur mit den Arzneimitteln gemischt werden, die unter «Hinweise für die Handhabung» genannt sind.
Haltbarkeit
Nach dem auf dem Behälter mit «Exp.» bezeichneten Datum nicht mehr verwenden.
Besondere Lagerungshinweise
Vor Feuchtigkeit geschützt und bei Raumtemperatur (15–25 °C) aufbewahren.
Medikament ausser Reichweite von Kindern aufbewahren.
Hinweise für die Handhabung
Der Inhalt der Flasche sofort vor der Anwendung mit 5 ml Wasser für Injektionszwecke auflösen.
Die Verabreichung kann entweder direkt per Injektion (i.v.) oder per Infusion (i.v.) mit einem Flüssigkeitsbotstoff (Lösung von Natriumchlorid, Glucose oder Sorbitol) stattfinden.
Zulassungsnummer
47256 (Swissmedic).
Zulassungsinhaberin
sanofi-aventis (schweiz) ag, 1217 Meyrin/GE.
Stand der Information
Dezember 2010.